8.6 km
Publiziert: 18 Mai 2014
Die Tessiner Winzer trotzen den steilen Hängen im Maggiatal mit pergolaartigen Weinlauben auf Granitpfeilern, den Carasc. Noch heute dominieren die Konstruktionen ganze Rebberge.
Eine ganz besondere Art des Weinbaus lässt sich im Maggiatal bestaunen: die Carasc. Paolo Basso, der 2013 in Japan als bester Sommelier der Welt ausgezeichnete Tessiner, erklärt die traditionelle Anbauweise: "Carasc sind eine Art Pergola mit grossen Granitstücken als Stützpfeiler. Sie wurden in den steilen Tälern zum Weinanbau genutzt." Doch ausser ihrer praktischen Komponente bestechen die Stützpfeiler aus Granit allein schon durch ihre sehr eigenwilligen Formen – fast wie Kunst. Das liegt an der Art, wie die Steinpfeiler in früheren Zeiten gewonnen wurden. Die Weinbauern machten sich damals an den Felswänden der Region auf die Suche nach geeigneten Stücken in der Felswand. Diese sprengten sie, indem sie an eiskalten Tagen nasses Holz in von ihnen gefertigte Felsspalten schoben. Beim Gefrieren vergrösserte sich dann das Volumen des Wassers und ähnlich wie bei einer geschlossenen Flasche im Gefrierfach wurde der Pfeiler von der Hauptwand gesprengt.
Die Carasc sind ein weiterer Beweis für die enge Verbundenheit der Tessiner mit ihrer Geschichte und ihren Traditionen. Denn im Gegensatz zu anderen voralpinen Weinanbauregionen im südlichen Alpenraum, wie dem Piemont oder der Lombardei, zeichnet sich das Tessin im Rebbau durch zahlreiche kleine Produzenten aus, erklärt Basso. Die Winzer haben bis heute dem Industrialisierungsdruck widerstanden. Aber die Carasc seien, trotz ihrer Schönheit und ihrer Geschichte, nicht die effektivste Art Wein anzubauen, erklärt Basso: "Der Ertrag bleibt relativ gering."
Boschetto, ein Weiler der Gemeinde Cevio, liegt am rechten Ufer der Maggia. Der historische Dorfkern ist unter Denkmalschutz gestellt. Boschetto ist ein Dorf von grosser landschaftlicher, historischer, architektonischer und kultureller Bedeutung, in welchem Zeugnisse des traditionellen Lebens sowohl aus den landwirtschaftlichen wie auch den handwerklichen und protoindustriellen Bereichen bewahrt werden. Besonders charakteristisch für die Landschaft sind die zahllosen Carasc und die Caraa – von niedrigen Steinmauern gesäumte Wege, welche das Gebiet durchqueren. Die Caraa windet sich durch die Felder, die heute zum Teil von hochstämmiger Vegetation bedeckt sind. Man erkennt noch die Gartenmauern, welche einst die Weingärten von den bebauten Feldern trennten. Und unzählige Carasc, Monolithe aus Gneis, als Stützen der Weinlauben. Um die einzigartigen Carasc mit eigenen Augen zu sehen, lohnt es sich, auch die "Sentieri di pietra" bei Mogegno oder Lodano zu begehen. Weitere Carasc finden sich in den alten, wiederhergestellten Rebbergen in Maggia, Lodano, Doglio, Giumaglio und Gordevio.
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