Wer über die weichen Hügel des Malcantone wandert und an den schmucken Dörfern am Hang vorbeikommt, sollte auch durch die Kastanienhaine streifen und die Stimmen hören.

Wer die Musse hat, im Kastanienwald zu weilen, der trifft mancherorts ein beredtes Schweigen an. Und plötzlich vermeint er, die Stimmen der Bäume zu vernehmen. Ein leichtes Rauschen vorerst, ein Klopfen danach, ein unerwartetes Raunen und Rauschen. Ehe man sichs versieht, tritt man in einen Dialog mit alten, sehr alten, viel älteren Wesen als wir selber eines sind. Das ist die Magie der Kastanienwälder, von der wir uns bezaubern lassen. Verbeugen wir uns in Demut gar vor ihnen, beschenken sie uns mit ihrer Frucht. Einer stachelig geschützten zwar und mit Vorsicht herauszuschälender, aber darin süss und nährend.

Wo die Zeit langsam wächst

Ob wir das Dorf Novaggio, Miglieglia oder Arosio durchstreifen. Überall begrüssen uns die gepflegten Kastanienselven auf dem Rundwanderweg mit den grünen kleinen Wegweisern. Da steht uralt neben ganz jung. Jedes Dorf begegnet einem mit seiner Eigenheit und der schmucken Einpassung in den Hang. Wenn sich das gelbe Postauto durch die engen Strässchen schlängelt, vermeint man, die Zeit sei stehen geblieben. Irgendwo zwischen Lugano, Manno und dem Monte Lema.

Etwas für Waldlehrlinge

Wer allzu gerne Waldlehrling sein möchte, dem raten wir den Ein- und Aufstieg zum Monte Lema von Arosio aus. Gestartet wird bei der Kirche San Michele hinter der gleichnamigen Osteria. Hier zeigen die Kastanien, wie weit hoch sie klettern mögen, bis sie sich mit den Buchen vermischen, die höher streben und sich wiederum mit den Pionieren, den Birken, mischen, welche sich noch höher wagen, fast bis zu den Nadelwäldern. Der Aufstieg verengt sich gegen den Monte Lema zu, führt in die Schlucht und steilere Aufgänge. Eine Wanderung durch Zauberwälder.