5.8 km
Publiziert: 24 August 2014
Sie liegen auf sonnigen Terrassen, ihr Klima ist mild, sie sind die Heimat bedeutender Künstlerfamilien. Auch guter Wein wächst hier. Wovon ist wohl die Rede? Von Rovio und Arogno.
Das Tourismusbüro des Mendrisiotto und Basso Ceresio beschreibt den südlichsten Zipfel der Schweiz als "gastfreundliche Gegend" und weist auf "zahlreiche geheimnisvolle Sehenswürdigkeiten, die in den Dörfern zwischen Bergen, Hügeln und See entdeckt werden wollen" hin. Und zu diesen geheimnisvollen Sehenswürdigkeiten zählen auch einige Dörfer, die auf jeden Fall einen Besuch lohnen. Und dass die Region besonders gastfreundlich ist – umso besser. Da macht ein Ausflug doppelt Freude. Zwei dieser Dörfer, die beide auf einer Art sonnigen Terrasse thronen, widmen wir uns heute: Arogno und Rovio. Von einem kann man gut ins andere wandern, und unterwegs kann man sich an herrlichen Panoramen erfreuen. Und auf kulturhistorische Schätze stossen. Man kann aber auch noch weiter wandern. Aber dazu später mehr...
Bereits Gerhart Hauptmann war begeistert vom Monte-Generoso-Gebiet, von den Dörfern und Ausflugsmöglichkeiten. Gerade das über eine kurvige Strasse ab Melano zu erreichende Rovio mit seinem milden Klima – schon Anfang des 20. Jahrhundert gab es hier ein Kurhaus – kannte er gut: Zwischen 1897 und 1901 verbrachte er den Frühling in dem beschaulichen Dorf, er bestieg den Monte Generoso und schrieb. Das auf 500 Metern Höhe, nicht weit von der Grenze zu Italien, gelegene sonnige Dorf zog nicht nur den Nobelpreisträger an. Wer auf die Liste derer schaut, die in Rovio geboren sind, begegnet einer Reihe bekannter Namen: Gleich drei "Bagutti" und vier "Carlone" – Kunstmaler, Bildhauer und Stuckateure – erblickten hier, am Fusse des Monte Generoso, zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert das Licht der Welt. Und auch in jüngerer Zeit machten sich zwei Männer aus Rovio auf, um das Leben der Menschen zu bereichern: der Radio- und Fernsehjournalist und Politiker Angelo Frigerio (* 1920) sowie der Architekt Tita Carloni (1931-2012). Letzterer hat auch in seinem Heimatort Hand angelegt und dort ein Einfamilienhaus erschaffen. Schön und sehenswert sind auch einige historische Gebäude, wie das barocke Oratorium Santa Maria Assunta, das Oratorium San Vigilio, die Pfarrkirche Santi Vitale und Agata auf dem Dorfplatz oder das Oratorium Sant’Agata, auf dem gleichnamigen Hügel, dem Monte Sant’Agata.
Nicht zu vergessen ist eine weitere Besonderheit. Man kann sie nicht besichtigen. Aber sich an ihr erfreuen. Sie ist ein Kulturgut in Flaschen. Der Wein aus Rovio. Zu den meist geschätzten Tessiner Winzern gehört Gianfranco Chiesa. Der Familienbetrieb hat ausser in Rovio auch Weinberge in Pugerna und Ligornetto, doch gekeltert werden die Trauben in Rovio. Nicht in einem historischen Gebäude, wie man im geschichtsträchtigen Dorf vermuten könnte, sondern in einem modernen Betrieb. Besuche der Vino Rovio Ronco SA sind nach vorheriger Vereinbarung (+41 91 649 58 31 oder vini.rovio@bluewin.ch) möglich.
Auch im zweiten Ort, den wir heute besuchen, wird Wein produziert. In Arognos Azienda Agricola Bianchi, ebenfalls ein Familienunternehmen, setzt man auf ausgefallene Namen (Cerus
, Alma
und Marà heissen die Spitzenweine). Und wiederum fallen ebenso ausgefallene historische Gebäude ins Auge. So stösst man in Arogno, das rund 100 Meter höher liegt als Rovio, beispielsweise auf eine der bedeutendsten Barockbauten des Kantons: die zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert entstandene Pfarrkirche S. Stefano. Und Arogno war und ist ebenfalls die Heimat bedeutender Künstlerfamilien. Unter anderem stammt Adamo d’Arogno, der Baumeister des Doms San Vigilio in Trient, aus dem malerischen, auf einer Hochebene gelegenen Ort. Ihm ist auch der sechseckige Brunnen in Rovio gewidmet. Was weniger bekannt ist: Rovio war früher für seine Uhren berühmt. Der Ort "erhielt durch die Eröffnung zweier Fabriken zur Rohwerk-Herstellung von Uhren (1873, 1888) wichtige wirtschaftliche Impulse", kann man im Historischen Lexikon der Schweiz nachlesen.
Wie schon erwähnt, ist es einfach, von einem der beiden Orte ins andere zu wandern. Sie liegen am Sentiero dei cinque comuni, dem "Weg der fünf Gemeinden". Er wurde von der Pro Generoso Ovest realisiert und verbindet Melano, Rovio, Arogno, Bissone und Maroggio. Neun Kilometer misst die Strecke insgesamt, und zurückzulegen ist ein Höhenunterschied von rund 300 Metern. Ob zwei geheimnisvolle Schönheiten erkunden oder gleich fünf – das ist nun die Frage...
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